Frankfurts Eintracht: Von einem Fußball-Verein, der so gar nicht zur Bankenmetropole zu passen scheint
Vorwort
Frankfurt und die Eintracht – das geht nicht zusammen. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Die Stadt am Main gilt als kühl und zweckrational, als Metropole der Finanzwirtschaft, als Zentrum einer wirtschaftsstarken Region und als eindrucksvoller Beweis dafür, wie sich die Welt durch Geldgeschäfte hat entzaubern lassen.
Zu Eintracht Frankfurt hingegen fällt jedem Liebhaber des Fußballs Leidenschaft ein. Dramatische Spiele. Ein Club der Extreme. Gegen Spitzenmannschaften wächst die Eintracht immer wieder über sich hinaus. Um kurz darauf gegen Gurkentruppen zu verlieren. Oft überraschend. Nie langweilig. Emotion pur. Wie die Fans: Große Gefühle, sensationelle „Choreos“. Dass sich manche in der Kurve nicht im Griff haben und Böller schmeißen, kann keiner bestreiten, will man aber eigentlich nur beiläufig erwähnen.
Die „Choreos“, die ganz eigenen Inszenierungen der Fans, nötigen selbst den Gegnern Respekt ab. Den Choreos wohnt bei aller kreativen Energie etwas Rebellisches inne. Etwas Anarchisches, das man diesem Frankfurt mit den geschniegelten Innenstadt-Quartieren und der geleckten neuen Altstadt gar nicht zutraut. Ist das die andere Seite der nüchternen Stadt am Main? Und wie geht beides zusammen? Können im Waldstadion Gefühle ausgelebt werden, für die Frankfurt anderswo nicht allzu viel Platz lässt?
20 000 Wunderkerzen, 1,4 Tonnen Fahnen, ständig volles Haus – das spricht für sich und ist Champions League Niveau, mindestens.
Dieses Buch geht dem wechselvollen Verhältnis zwischen der Stadt am Main und ihrem Fußballclub nach. Einer leidenschaftlichen Beziehung. Die wie jede Beziehung Höhen und Tiefen kennt. Das Buch erzählt Geschichten von Eintracht Frankfurt und der Stadt am Main. Es sind Geschichten über das Publikum im Stadion und die Bürger der internationalen Stadt. Geschichten über unterschiedliche Wandlungsprozesse: Während die Stadt sich architektonisch immer neu erfindet, muss sich die Eintracht immer wieder als kreative Kraft in der Bundesliga bewähren, um mit Abstieg nichts mehr zu tun zu haben. Eins ist klar: Man hat kein Verhältnis zur Eintracht, wenn man keine Beziehung zu Frankfurt hat. Inzwischen wird man im Urlaub gefragt, woher man komme, immer häufiger auf den Club angesprochen: „Ah, Eintracht Frankfurt“.